Donnerstag, 20. August 2015

Querfeldein durch Norwegen

Für Schottland gibt es eine große Website, auf der Unmengen an Wanderwegen ausgezeichnet sortiert als GPS-Tracks vorliegen. So etwas haben wir für Norwegen nicht gefunden. Wir haben uns daher zumindest für die ersten Tage darauf verlassen, dass in unserer Unterkunft Kartenmaterial und Wanderroutenvorschläge vorliegen. Dem ist auch so. Unser Host hat mit schwarzem Fineliner auf einer Landkarte ein paar Routen markiert. Allerdings lässt sich darauf unkommentiert nur schwer die Schwierigkeit und Dauer ablesen. Unsere erste Tour hatten ich zumindest daher naiveweise auf 3-4 Stunden geschätzt. Die Tatsache, dass sich ab der Hälfte der Tour unter dem Fineliner gar kein Weg mehr weder auf der Papier-Landkarte noch auf Google Maps befindet, hätte uns eine Warnung sein sollen. Denn aus 3-4 Stunden wurden satte 9,5 Stunden. Viel zu viel für den ersten Tag. Eigentlich viel zu viel überhaupt. Fast hätte ich Backflashs von Irland bekommen.

Zuerst ging es aber am Sonntag nach der Ankunft ans Meer, um die Abendsonne zu genießen. Zwar war es unsere zweite Wahl, weil wir den Weg, den wir eigentlich gehen wollten auf Grund mangelnden GPS-Signals nicht korrekt identifiziert haben. Trotzdem war es ganz schön.





Am Montag starteten wir dann zur ersten wirklichen Wanderung. Der erste Teil war recht entspannt, obwohl er ab einem gewissen Punkt praktisch die ganze Zeit nach oben führte, denn es ging noch auf einem wirklichen Wanderweg entlang.




Hier stießen wir nach der Bergumrundung wieder auf den Rückweg. Sogar aus der Richtung, in die Simon zeigt.




Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon offiziell gar nicht mehr auf einem Weg. Dennoch ging es hiernach noch einigermaßen gezielt weiter wieder abwärts, bis wir an eine Gabelung kamen, an der zunächst nicht klar war, ob wir rechts über die Leiter steigen oder links durch das abgesperrte Holztor müssen. Die Leiter bot sich mehr an, weil ... es eine Leiter war, die man leicht übersteigen konnte und kein abgesperrtes Holztor. Unsere Bemühungen danach einen begehbaren Weg zu finden waren jedoch vergebens. Hinter der Leiter lag im Wesentlichen nur Weideland für Schafe. Also doch links durch das Holztor bzw. rechts daneben über den Drahtzaun, der sich nach unten biegen ließ.







Dem Weg weiter gefolgt mussten wir kurz vor dem nördlichsten Punkt nochmal eine Pause machen, weil der Bachlauf einfach zu schön war.



Ein Jäger und seine Beute









Hiernach endete der Weg an einem verlassenen Ferien-/Farmhaus an der Bucht eines Fjords. Nach etwas Orientierung waren wir uns recht sicher, dass es im gegenüberliegenden Wald das Tal entlang wieder zurückgehen muss. Leider ließ sich dorthin kein richtiger Weg finden. Wir sind also zunächst einmal stur durch den Wald Richtung gegenüberliegender Fjordwand gegangen und stießen dort tatsächlich auf einen deutlich erkennbaren Pfad der ins Tal hineinführte. Oder sagen wir: In das mutmaßliche Tal. Denn so sonderlich viel Tal war es nicht. Es ging ging gleich wieder kontinuierlich bergauf. Hier fing es dann auch an, abenteuerlich zu werden. Immer wieder hat sich der Pfad in Gras aufgelöst, wahrscheinlich weil die Landschaft zu breit, man also nicht an einen eindeutigen Weg gebunden war. Oder noch wahrscheinlicher: Weil es sich irgendwann nur noch um Trampelpfade von Schafen handelte. Immer wieder mussten wir dann Zeit darauf verwenden, auszukundschaften, was wohl der einfachste oder überhaupt ein begehbarer Weg durch die mittlerweile Wildnis war.





Die Steigung und der Mangel an klarer Richtung sowie die unerbittliche Sonneneinstrahlung haben uns zu regelmäßigen Pausen gezwungen. So schön die Aussicht manchmal auch war:



So eine anstrengende Passage hatten wir nicht erwartet. Der Wald wich im weiteren Verlauf immer mehr Geröll, das der rechts von uns fließende Bach wohl zu Zeiten hohen Niederschlags von den Fjordhängen abgerissen hatte. Wir mussten dann auch irgendwann über eben dieses Geröll kraxeln. Nachdem es wieder flacher wurde, kamen wir fast unmittelbar an einen Zaun, der uns wieder auf den Weg zurückführte, den wir vor so langer Zeit herkamen. Ein nicht ganz so zurückhaltendes Jauchzen und Frohlocken konnte ich mir nicht verkneifen.
Das Schlimmste hatten wir also hinter uns. Jetzt hieß es nur noch durchhalten und nicht von den wilden Raubtieren zerfleischt werden:



Ab sofort starten wir nur noch auf Wanderungen, die auf in Karten eingezeichneten Wegen verlaufen.

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