Es war einmal vor langer Zeit, da sind der Tudy und die Tanja nach Kanada geflogen, haben sich umgeschaut, sind wieder zurück gekommen und dann haben sie ganz vergessen davon zu erzählen. Hiermit wird sich dies ändern. Part I. Part II.
Ich mache jetzt einfach mal weiter, merkt ja sicher niemand, dass schon wieder ein halbes Jahr vergangen ist...
Vieux Montréal (Do, 17.04.14)
Ist Jetlag nicht was schönes? Einzig und allein dazu erfunden, damit westreisende Touris mehr aus ihrem Tag raus holen können. Um 5 Uhr morgens waren wir nämlich schon wieder wach. Aber wir wollten ja auch viele Sachen sehen, also ging es frisch und euphorisch in den Tag. Es war sehr sonnig, klar und kalt
Und dann ENDLICH, das erste Frühstück gab es natürlich bei Tim Hortons.
Und erwähnenswert finde ich auch, dass ich es als wir aus der Metro hoch kamen noch nichtmals geschafft habe, meine Straßenkarte auszuklappen, um raus zu finden, wo wir grad stehen, als wir schon angesprochen wurden, ob wir uns verlaufen haben und ob man uns helfen könnte.
Centre d'histoire de Montréal, live aus Streetview |
Danach besichtigten wir eine der größten Attraktionen, die Basilica Notre Dame. Diese neogotische Kirche vom Anfang des 19 Jh. beeindruckt vor allem durch ihren farbenfrohen Innenraum. Wir sind eher unterschiedlicher Meinung, wie beeindruckend die Kirche insgesamt ist, Tudy fand es jetzt nicht so spannend.
Basilica Notre Dame & Place d'Armes |
Und von innen. Also ich fand's schon ziemlich cool. |
New York Life Insurance Building & Aldred Building |
Eine Tatsache, die sich am meisten in mein Gedächtnis gebrannt hat vom ganzen Urlaub, war die Farbpalette. Der Himmel hatte immer ein ganze spezielles helles, kaltes Blau. (Und blendend hell war er, wenn das Wetter nicht grad schlecht war. Ich verstehe jetzt, warum das Tragen von Sonnerbrillen auch im Winter dort sehr beliebt ist.) So gut wie alle Bauwerke sind aus beige- bis rotbraunem Stein, auch der Asphalt der Straßen war eher beige grau als komplett grau, die Bäume waren alle noch kahl und braun und vom Gras blieben nach dem langen kalten Winter nur trockene beige Stuppel übrig, wie man sie bei uns aus einem trockenen Sommer kennt. Achtet mal auf die Farben in fast allen noch folgenden Fotos.
Ich hab das mal visualisiert. |
Wir sind dann die Rue Saint-Jacques hinunter, die einmal quasi die Wallstreet Kanadas war, haben in ein paar alte imposante Bankgebäude geschaut und hatten zum Mittag Sandwiches im Gros Jambon gegessen und die Straße beobachtet.
So sahen Tudy und unser Essen aus. |
Da saßen wir! |
Das hatten wir dazu zu sagen. Die Pommes waren nicht so gut. |
Von dort aus ging es runter zum Wasser, den Hafen entlang spazieren. Zumindest bis wir die erste Bank erreichten und uns von da an eine gefühlte Ewigkeit nur mit Enten und Möwen befassten. Tudy war kalt. Tudy wollte lieber in der Sonne sitzen bleiben.
Kanadische Enten sehen übrigs genauso aus wie bei uns und sind so beliebt, dass sie sogar die 1 Dollar-Münze zieren (ok, um genau zu sein, ist auf dem Dollar ein Eistaucher, sieht aber trotzdem aus wie eine Ente).
Eis! |
Kalter Tudy. Aber glücklich wegen der Sonne. |
Eine Möwe musste immer Wache schieben und sofort Alarm geben, wenn irgendwo Brot verteilt wurde. |
Wir haben es dann doch irgendwann noch die Hafenfront hinunter geschafft, an der außer Möwen hauptsächlich orthodoxe Juden auf rollenden Fahrzeugen (Fahrräder, Mopeds, Tretroller. ...) unterwegs waren.
Wenn man dort so langspaziert, kommt man am traditionellen Sitz des Cirque du Soleils vorbei, wo die meisten tourenden Shows ihre Weltpremiere feiern. In unserem Fall sollte das leider eine Woche nachdem wir wieder weg waren passieren.
Cirque du Soleil |
Eis! |
Am Ende der Promenade befindet sich der Tour de l’Horloge und ein kleiner "Strand". Das Eis auf dem St-Lorenz-Strom ist ziemlich hübsch anzugucken, aber so richtiges Beach-Feeling wollte doch nicht aufkommen.
Tour de l'Horloge |
Eiskalter Strand! |
Marché Bonsecours |
Na wenigstens konnten wir noch durch den Marché Bonsecours gehen, der von außen eine deutlich schönere Kulisse abgibt, als von innen, aber es gab Postkarten für mich! Wer eine Postkarte aus Montréal von mir hat, hier kommt sie her. :)
Dann haben wir uns noch das sehr schön alte Rathaus angeschaut, das man mit einer kostenlosen Führung komplett besichtigen kann, ein bisschen auch ohne Führung und das immer eine aktuelle Ausstellung in der Eingangshalle hat. Die zu der Zeit stattfindende fand ich sehr schön, sie war Frédéric Back gewidmet, einem Animator/Regisseur/Künstler aus Montréal (allerdings geboren in Saarbrücken), der ein paar Monate zuvor gestorben war.
Einer der vielen Gründe, warum das Aufschreiben dieses Berichts so lange dauert: es hat mich beim besten Willen nicht losgelassen, rauszufinden, was für eine Ausstellung das war. Aber nirgends konnte ich Informationen dazu finden. Das Rathaus hat zwar einen Kalender der zukünftigen Ausstellungen, aber kein Archiv der vergangenen. Ich hab das komplette Wikipedia-Portal zur Kunst aus Québec durchwälzt, auf der Suche nach Künstlern, deren Werke ich vielleicht wieder erkennen würde. Ich hab mich verzweifelt durch die Welt gegoogled... nichts.
Bis ich letztens entdeckt habe, dass man auf einem meiner nicht wirklich interessanten (und deshalb nicht weiter bearbeiteten) Fotos aus dem Rathaus eines der größten Bilder klein im Hintergrund sieht. Und wenn man genau hinschaut, kann man auch den Titel (der glücklicher Weise teil des Werks ist) erraten: L'horreur boréale. Und das hat mich endlich auf die richtige Spur gebracht.
Hier (links) ist das gute Stück, dass dazu beiträgt, dass ich doch noch weiterschreiben kann und nicht auf ewig in den Tiefen der Suchmaschinen versinke. Es war auch definitiv mein Lieblingsstück der Ausstellung, deshalb bin ich jetzt sehr glücklich das Rätsel gelöst zu haben.
Lapresse.ca, woher dieses Foto stammt hat noch vier weitere Bilder der Ausstellung, falls es jemanden interessiert, wie es sonst so dort aussah.
Wie ich jetzt weiß, begegnet man Frédéric Back auf jeden Fall auch an einem anderen Ort, wenn man sich in Montréal aufhält. Und zwar stammt dieses riesige Glaß-Kunstwerk "L’histoire de la musique à Montréal" (Die Geschichte der Musik in Montréal) in der Metro-Station Place-des-Arts von ihm:
Aber endlich zurück zum Rathaus. Obwohl wir die kostenlose Führung nicht mehr gemacht haben - war es dort sehr schön. In den Sitzungssaal kann man auch so rein schauen (nur nicht reingehen) und die Fenster davon haben mich vollkommen begeistert.
Eine Kollage aus vier Fensters, die alle Szenen aus der Provinz zeigen. Ich will auch so schöne Fenster haben!
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Danach haben wir die Abenteuer des Tages für beendet erklärt und haben es uns in der erstbesten Bar gemütlich gemacht.
Okay, ich gebe zu, ich hatte diesen Ort genauestens ausgewählt, ich wusste es ist eine Touri-Bar mitten im Herzen des touristischen Viertels überhaupt... dann darf ich mich auch nicht beschweren, wenn das Bier nach Wasser schmeckt. Sonst war es aber sehr nett. Es war ja noch spät am Nachmittag/früh am Abend (zwischen 16 und 17 Uhr) und dementsprechend leer und entspannt.
Wir haben uns einen Tisch mit direkten Blick auf den Hafen gesucht und haben in Ruhe unser Traveldiary geführt und auch mal eine "Aufgabe" aus ebendiesem erfüllt:
Wir haben uns einen Tisch mit direkten Blick auf den Hafen gesucht und haben in Ruhe unser Traveldiary geführt und auch mal eine "Aufgabe" aus ebendiesem erfüllt:
Na, wer hat aufgepasst und kann mir sagen, was wir alles aus unseren Fenster gesehen haben? |
Und hier sind Tudy's wunderbare Aufzeichnungen des Tages:
Den Abend haben wir mit Serge und Rachel und einem super lecker für uns gekochten Essen verbracht. Schnitzel! Aber nicht einfach nur Schnitzel, sondern mit Panade aus Salatcroutons! Dazu Reis mit Sellerie und Möhren drin! Und super lecker Kirsch-Sauße aus dem Asia laden! Boah, war das lecker!
Ein Dépanneur ist kleiner Eckladen, in dem man die dringendsten Sachen zum Leben kaufen kann. Québec hat sehr viele davon uns sie zeichnen sich durch längere Öffnungszeiten als die meisten Supermärkte aus. Außerdem hat man früher nur dort Alkohol bekommen, bevor der Verkauf in den 90ern auch in Supermärkten erlaubt wurde.
Es gibt außerdem zwei Deps in Montréal, die sich auf regionales Bier spezialisiert haben und einen davon durften wir kennen lernen.
Die ganze Provinz Québec ist unglaublich groß im Bier brauen. Das war uns vorher nicht wirklich bewusst. Wir wussten, in Kanada wird mehr Bier getrunken als zB in den USA, aber wir hatten es nie als "wichtiges" Bier-Land eingeschätzt. Aber das hat belgisches Ausmaß dort! Und auch belgische Qualität!
Gut, dass wir endlich nach zwei Tagen, an denen wir nur große kommerzielle Marken, eher an Wasser als an Bier erinnernd, getrunken hatten, das richtige Bier Kanadas kennen lernen konnten.
Und danach fielen wir wieder glücklich und müde in unser Bett und träumten von weiteren Abenteuern...
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