Tata allerseits,
nachdem ich mich nun weitgehend erholt habe der versprochene Reisebericht.
Wir sind also in den Reisebus gestiegen und mit diesem dann erstmal aus Chennai rausgefahren, was ungefähr...ewig gedauert hat. Das hört hier einfach nie auf mit den Häusern und so... Eine genaue Grenze festzulegen wo Chennai jetzt aufhört ist gar nicht so einfach zu finden, weil das einfach fließend ausläuft und an der Straße irgendwie immer irgendwelche Häuser rumstehen. Nun irgendwann wurde es dann jedoch doch mal dunkel und man konnte auch gar nichts mehr da draußen sehen, was dann doch ein ziemlich sicheres Zeichen dafür war Chennai nun letzendlich hinter sich gelassen zu haben.
Die Fahrt war trotz bequemer Sitze eher anstrengend, nachdem sich die Inder am Musikkanal und der tamil-zuckersüß-schnulzigen-Musik sattge-hört/-sehen haben wurde eine DVD eingelegt. Es lief fortan ein indischer 'Action'-Film in dem ein indischer Protagonist irgendwelche Probleme mit seinen Kung-Fu-Techniken behebt. Das hält denjenigen natürlich nicht davon ab sich in eine indische Schönheit zu verlieben und alle 15 Minuten eine Bollywoodmäßige Tanzeinlage zu vollziehen. Auf diese Weise stößt man übrigens jeden Action-Movie über die Klippe zur abgrundtiefen Lächerlichkeit. Ein Action-Held der alle paar Minuten alberne Tanzeinlagen vollführt kommt einfach nicht so souverän rüber...
Egal, wäre ja alles nicht so schlimm gewesen, wenn der Film nicht auch noch auf voller Lautstärke abgespielt worden wäre...
Aber selbst wenn der Film gar nicht abgespielt worden wäre, wäre es schwergefallen zu schlafen, da die Inder wirklich wissen wie m Straßen baut, die es Spaß macht zu fahren. Oh Mann da gab es Schlaglöcher (eigentlich ist Löcher das falsche Wort, da die Dinger einfach quer über die gesamte Fahrbahn verlaufen) und Hubbel auf der Straße die einem ein ganz besonderes Fahrerlebnis verleihen (Nebenbei bemerkt: Bei zu hoher Geschwindigkeit wirken Löcher wie Schläge von der Unterseite des Sitzes, Hubbel hingegen lassen einen im wärtlichem Sinne aus dem Sitz abheben und wieder runterfallen).
Nun so ging das eben fröhliche 15 Stunden (oder so) lang, man möge sich nun fragen:
Wenn wir am Samstag nachmittag losfahren und die Reise nach Ooty bis zum nächstem morgen dauert, wie viele Minuten gedenken wir dann dor bleiben zu können, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen müssen.
Antwort: ungefähr 1080 Minuten. Was ungefähr eineinhalb Tage sind.
Wie das? Nun da ich meinene einen Kurs ja nicht mehr besuchen werde, habe ich nun montags immer frei und Nitin schwänzt den Montag.
Am sehr frühen morgen kommen wir dann schließlich in Ooty an. Ooty ist eine nette kleine Stadt in einem Gebirge gelegen auf einer Höhe von 2200 Metern über Meereshöhe. Welche Konsequenz hat das: Richtig, es ist kalt. Wow, ich war in Indien und es war kalt! Um Ooty drumrum liegt eine wunderschön anzusehende Berglandschaft die komplett zugewachsen ist mit allerlei Vegetation (natürliche Vegetation Mischwald, sonst: Wiesen oder Teeanbau), es ist alles sehr idyllisch hier. Insgesamt haben mich die vielen kleine Orte, das Klima, und die Hügel sehr an zu Hause erinnert.
Wir haben uns das erstbeste Hotel genommen und haben dann erstmal gefrühstückt. Natürlich indisch. Das indische Frühstück unterscheidet sich vom indischem Mittag- oder Abendessen übrigens nicht sehr. Kurz darauf haben wir uns darum gekümmert wie wir aus Ooty wieder zurückkommen. Wir haben uns für den Zug entschieden, welcher wesentlich schneller fährt, als der Bus. Drafaufhin haben wir uns für eine 'Wild-Life'-Tour entschieden. Um halb zehn morgens gings also los zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Umgebung. In einem kleinem Bus. Insgesamt hatte der Bus irgendwie eine Wohnzimmeratmosphäre, was hauptsächlich an der Deckengestaltung lag:
Unsere erste Station war ein Pinienwald, an einem See gelegen. Der Reiseführer erzählte uns, dass aus diesen Bäumen die indische Währung hergestellt wird und dass an diesem Ort immer wieder mal Bollywood-Filme gedreht werden. Der Abstieg zum See war etwas glitschtig, aber machbar. Auf dem Rückweg ist Nitin dann zum erstenmal an die Grenzen seiner physischen Kräfte gekommen. Was ehrlich gesagt ziemlich lächerlich war, da man den Aufstieg innerhalb von 5 Minuten locker bewältigen konnte...
Hier in Ooty führen die Kühe übrigens ein wesentlich besseres Leben und sehen daher auch viel gesünder aus, als die Kühe in der Stadt, die sich den ganzen Tag nur von Müll ernähren.
Die nächste wichtige Station war am Fuß eines Hügels, von dem man eine ganz schöne Aussicht hatte. Auch hier kam Nitin wieder schnell an seine körperlichen Grenzen... dennoch hat er es geschafft den bestimmt 100 Meter langen Weg hinter sich zu bringen, sodass wir am Ende auf dem Gipfel des Hügels standen.
(Nitins erster Kampf gegen die Elemente: Nitin gegen die Erde. Nitin gewinnt knapp.)
Dann ging es weiter an einem Staudamm vorbei. Erwähnenswert ist hier, dass es verboten ist den Staudamm zu fotografieren, aus militärischen Gründen. Bitte was!? Es ist verboten, da sich die Inder sorgen machen, dass Pakistaner aus den Bildern ermitteln können wo und wie der Staudamm gebaut ist, und diesen zerstören, was zu Überflutungen von wichtigenLandstrichen führen würde... Dazu muss ich noch sagen, dass der Staudamm ungeähr die Größe einer durchschnittlichen Staustufe am Rhein hatte und ich konnte im Hinterland eigentlich nichts bemerkenswertes sehen außer: Noch mehr Wald, Wiese und Teeplantagen... naja... auf jeden Fall kein Foto.
Die nächste wichtige Station war ein Wasserfall. Zu diesem Zeitpunkt war dann auch der Akku von meinem Foto mal wieder leer. Nitin wollte mir nicht glauben, dass das Wasser wohl um die 4° Celcius haben wird und demonstrierte dies, indem er durch das seichtere Gewässer in die Mitte des Wasserfalls gekraxelt ist, ich möchte dazusagen, dass Nitin nicht schwimmen kann. Er kam auf jeden Fall wieder lebendig und sehr frierend zurück, wollte mir ja nicht glauben.
(Nitins zweiter Kampf gegen die Elemente: Nitin gegen das Wasser. Nitin gewinnt knapp.)
Daraufhin musste ich Nitin erklären was es bedeutet 'to touch the clouds'. Einige Berge sind hier eben von tiefhängenden Wolken umschleiert. Wir hatten dann auch irgendwann die Gelegenheit 'to touch the clouds' was Nitin ziemlich ernüchterte (er hatte gar nicht richtig gemerkt, dass wir jetzt in einer Wolke rumfahren). Ich habe ihm dann auch erklärt, warum man dieses Klima hier trotzdem tropisch nennt, und warum die Teebauern Bäume in ihre Teefelder pflanzen (hatte ich im Erdkunde-Leistungskurs doch was gelernt..., muss ich mir ja grade mal selbst auf die Schulter klopfen). Im Laufe des Tages gab es dann auch mal Mittagessen, welches Nitin kaum angerührt hatte, weil es ihm zu scharf war... ich fing so langsam an mich zu wundern, wer von uns beiden eigentlich der Inder ist ;)
(ach ja Nitins dritter und vierter Kampf gegen die Elemente: Nitin gegen die Luft. Nitin gewinnt ohne es zu merken. Nitin gegen das Feuer. Nitin verliert. Gesamtergebnis 3:1)
Hier noch ein Foto:
das war es erstmal mit dem ersten Teil der Reise, demnächst mehr.
ciao,
Michael
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen