Mittwoch, 6. August 2014

Die alten Männer und das Mehr


Oh wow ... das war ... interessant. So anstrengend sah es auf der Karte gar nicht aus. So fantastisch aber auch nicht. Ich war mit gewissen Hoffnungen, was die schottische Landschaft angeht, vorbelastet und hatte mich schon darauf eingestellt, vom Wetter oder der harschen Realität eines unverfälschten, d.h. nicht ab PC nachbearbeiteten Ausblicks, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Der Rundgang um den/die/das Storr und seinen/ihren/seinen Old Man, die Felsnadel auf obigem Bild, hat jedoch mehr als gehalten, was ich mir insgeheim versprochen hatte.

Der abendliche präventive Wettercheck hat auf der gesamten Insel nach vereinzelten morgendlichen Schauern ab zwischen 14 Uhr und 15 Uhr Regen vorhergesagt. Um mit ausreichendem Puffer den mit 3-5 h Laufzeit beschriebenen Rundgang um den Storr abschließen zu können, sind wir nach einer spät abendlich / nächtlichen weiteren Rollenspielrunde nach gut 6 h Schlaf um 8 Uhr aufgestanden. Gegen 9:30 Uhr am Startparkplatz angekommen, wendeten wir zunächst unser am Vortag angeeignetes Wissen an und warteten geduldig im Auto, bis auch der letzte Nieselregen nachließ.

Mehr Steigung:
Der nachfolgende Anstieg hat dem Butterweg von anno 2013 in der Sächsischen Schweiz Konkurrenz gemacht. Aufgrund exorbitanter Schwitzerei musste es sich auch die letzte Jacke im Rucksack bequem machen. Der Wind war zwar zunächst etwas kühl, die durch die Wolken brechende Sonne wirkte der Kälte aber die meiste Zeit erfolgreich entgegen.

Mit Wolkendecke.
Mit Jacke.
Ohne Wolkendecke, ohne Jacke.
Mehr Wege:
Die anfangs eindeutige Wegführung wich mit zunehmender Höhe einer gewissen Wahlfreiheit. Ein kleiner Schwenker zur rechten Seite belohnte mit einem pittoresk platzierten Loch.


Mehr als nur wir:
Auch wenn es die Bilder nicht vermuten lassen, beim Anstieg war richtig viel los. The Old Man of Storr ist immerhin ein beliebtes Touristenziel. Neben Loch Ness war es die einzige Sehenswürdigkeit, von der ich im Vorfeld schon einmal zumindest vage gehört hatte.





Wenig Weg, viele Besucher.
Der Gang über die Kuppe war durch einen kleinen Zaun abgesperrt, den es zu übersteigen galt. Nach den beim Aufstieg zur Hasenabwehr pompös errichteten Gattern ging ihnen wohl auf der Kuppe das Geld aus. Ein paar klug platzierte Steinhäufchen erleichterten den Fertigkeitswurf. Auf der anderen Seite gab es erst mal ...
Mehr Ausblick:




Nicht aus dem Flugzeug geschossen.

Mehr Weg ... als benötigt:
Vom Zaun aus sind wir dem Trampelpfad über (oder durch) kleine Bäche eine gute Weile gefolgt. Wir kamen an keiner Gabelung oder Abzweigung vorbei, es gab auch weit und breit nur diesen Weg. In der Erwartung, es gleich wieder wegzustecken, habe ich zur Sicherheit dennoch mal das Handy ausgepackt, um den GPS-Track zu checken. Ich war nicht wenig überrascht, als es mir anzeigte, dass wir schon über 100 m zu weit gelaufen waren. Inbesondere hätten wir nicht nur abbiegen, sondern in spitzem Winkel fast wieder zurück gemusst. Mit Tudy habe ich daraufhin die Anhöhe zu unserer Linken erklommen, um uns mal einen Überblick über die Situation zu verschaffen.
Hier hätte uns der Trampelpfad weitergeführt.
Tudy prüft den der Anhöhe gegenüberliegenden Rand des Plateaus.
Der GPS-Track, den wir laufen wollten, ist ein Rundweg. Offensichtlich ist derjenige, der ihn erstellt hatte, ebenfalls auf das Plateau hoch und hat sich von dort aus auf den Weg zum eigentlich Storr gemacht. So hoch wollten wir dann doch nicht hinaus. Da nicht sicher war, dass der Pfad, den wir zu weit gegangen waren, auch eine Kurve macht und auf der anderen Seite der Felsenformation zurückführt, haben wir uns entschlossen, an den Hängen entlang dem Track zu seiner Rechten zu folgen.
Wenn ich im Folgenden noch einmal von "unserem Weg" sprechen sollte, dann meine ich die Strecke, die wir gelaufen sind. Es gab nämlich keine Wege mehr. Nur ...
Mehr Landschaft:
So weit der Simon reicht.
Vom Plateau aus gings nochmal eins höher.

Die andere Seite des Plateaus.
Pinkies Schottland-Debüt.
Da wir dem Track ja nicht ganz oben an den Klippen entlang gefolgt sind, ging uns der Hang mit seiner Schieflage nach einiger Zeit ziemlich auf die Gelenke. Auf halbem Weg hätten wir weiter nach unten abfallen können, wo das Terrain wieder ebener gewesen wäre, doch wir wussten nicht, ob wir am Ende den Höhenverlust wieder hätten ausgleichen müssen. Spoiler: Hätten wir nicht. Jedenfalls nicht viel. So gab es aber zumindest die Gelegenheit für ein paar weitere Schnappschüsse.


Der Hang im Rückblick.
Mehr von Loch Leathan (und mehr Meer gleicht dahinter):
Das vor uns liegende Gewässer konnten wir zu unserer Beruhigung als Loch Leathan identifizieren, das Gewässer, das uns morgens vom Anstieg her bekannt war.

Noch mehr Steigung:
Jetzt galt es nur noch, den Weg auch wieder runter zu kommen. Glücklicherweise trafen wir hier wie vorgesehen wieder auf den GPS-Track, der vom Gipfel des Storrs, falls man ihn so bezeichnen möchte, nun auch wieder zurück wollte. Nach kurzer Verwirrung, in welche Richtung dem Pfad zu folgen war, mussten wir realisieren, dass der Abstieg nicht so einfach werden würde ... und dass mir Simons Hass ob der Höhe auf ewig gesichert ist.
Der Blick zurück.
Der Blick nach vorn.
Jupp ... da kamen wir tatsächlich her.
Nach der etwas nervenaufreibenderen Passage am Bach entlang haben wir den steilen Hang ausgenutzt und uns zum Mittagessen niedergelassen. Keine Angst, Simon ist nicht vor Wut so rot im Gesicht. Er muss sich konzentrieren, weil er in seinem Rucksack ein Ei schält.




Mehr Abwechslung:
Der Rest des Weges verlief durch teilweise stark vermoortes Gebiet, wo wir mehrfach schön eingesunken sind. Der Widerstand des Untergrundes war auch äußerst ungewohnt. Er hat so ein bisschen gefedert, was die letzte Etappe bis aufs gelegentliche Einsinken oder in Schafdung treten stellenweise ganz angenehm gemacht hat. Aus Sicherheitsgründen haben wir daher leider keine Bilder gemacht.

!!! Bonus Round !!! Bonus Round !!! Bonus Round !!!

Mehr Waschmittel:
Auf dem Weg zum Parkplatz reifte in mir der Gedanke, dass wir heute vielleicht mal die Waschmaschine anschmeißen sollten.

1 Kommentar:

Tanja hat gesagt…

Ich bin immer noch sehr neidisch. Sehr sehr geil.
Aber ich glaube auch, ihr hättet mein Gejammer nicht verkraftet wäre ich mitgekommen, denn dieser Berg sieht eindeutig viel viel viel zu steil für mich aus.
Ich fahr dann einfach irgendwann mal nach Schottland und schau mir alles von unten an, ohne irgendwo hoch zu müssen. :)