Donnerstag, 6. März 2008

L'istituto matematico "Ulisse Dini"

So, heute ist ein kleiner Bericht von der Uni angesagt...



Hier an der Università degli Studi di Firenze ist alles ein bisschen anders organisiert als bei uns. Es gibt sogenannte "facoltà" als erste Untereinheit - ich als Mathematikstudentin gehöre dabei zu "scienze matematiche, fisiche e naturali". Dazu gehören aber auch noch Biologen, Chemiker und so weiter. Deshalb ist jede "facoltà" weiter in "dipartimenti" gegliedert. Dabei gibt es aber auch nicht eins für Mathematik, sondern gleich drei! Nämlich eins für Mathematik, eins für angewandte Mathematik und eins für "Mathematik und Anwendungen in der Architektur" (?). Was die dort machen, kann man leider nicht auf ihrer Homepage rausfinden... ;-)


Mathematik STUDIEREN kann man allerdings nur im Dipartimento Matematica "Ulisse Dini" und dort werden auch meine Vorlesungen angeboten. Die anderen Dipartimenti sind eher Forschungseinheiten.

(Für alle Unwissenden wie mich: Ulisse Dini war ein italienischer Mathematiker (Analysis) und Politiker im 19./20. Jahrhundert und in Italien ist der Satz von der lokalen Umkehrung nach ihm benannt...)

Auch im Unialltag läuft alles ein bisschen anders ab. Zum einen wurde hier schon das Bachelor/Master System eingeführt. Der Bachelor heißt "laurea" (Betonung auf lau), Master ist "laurea specialista". Umgestellt wurde das aber auch erst vor kurzem.
Eine sehr angenehme Umstellung für mich ist, dass die Vorlesungen hier 3-stündig sind - die Italiener sagen 30-stündig, weil es insgesamt ca. 30 Stunden im Semester werden sollen.

Dementsprechend gibt es auch keine Doppelstunden mit 90min, sondern eine Vorlesung dauert jeweils nur 45min! Und ihr könnt euch nicht vorstellen WIE angenehm das ist! Man verfällt gerade in diesen es-wird-mir-grad-alles-ein-bisschen-viel-Zustand, dann ist die Vorlesung auch schon wieder vorbei. Es fällt viel leichter sich zu konzentrieren und nicht mit den Gedanken zum nächsten Capuccino-Automaten abzuschweifen...


Hier ein typischer Vorlesungsaal...


Hier ein typischer Flur... Überall stehen Tische zum Arbeiten rum...


Hier ein typischer Blick aus einem Vorlesungsaal auf die Viale (Allee) Morgagni...


Hier ein typischer Blick auf der Viale Morgagni...

Es ist tatsächlich unglaublich, wo überall in Florenz Baustelle ist! Schuld daran ist die Tramvia, ein neumodische Straßenbahn (es gibt hier keine - auch keine U-Bahn), die einen Vorort besser an die Innenstadt anbinden soll und möglicherweise auch die Verkehrssituation im Zentrum um den Dom herum verbessern soll - über letzteres müssen die Florentiner allerdings noch abstimmen, da das Projekt das Stadtbild des Centro Storico doch erheblich verändern würde und deshalb nicht unumstritten ist.

Fertigstellung des Projekts? Fragt mich was anderes! Es ist sehr amüsant auf einer vlt 500m langen Baustelle in der Viale Morgagni schon seit ich hier bin jeweils nur 2-3 vertreute Bauarbeiter mit einem kleinen Bagger zu sehen - wie mir ein Italiener berichtete: Typisch Italien! Wenigstens hier also stimmt das Klischee :-)


Der riesige Park bei mir um die Ecke (Parco delle Cascine) wurde auch zum Bau der Tramvia zum Teil zerstört - hier liegen allerdings schon Schienen und eine neue Brücke über den Arno wurde auch schon gebaut... Der Park ist sogar so riesig, dass man (zumindest ich...) dort gut joggen gehen kann.

In der Vorlesung ist alles wie gewohnt.


Ein typisches Theorem in Graphentheorie...


Ein tyischer Graph in Graphentheorie... ;-)


So sieht hier ein Studentenwohnheim in der Viale Morgagni aus. Ich hab mir mal ein Zimmer angeschaut:

Es sind alles Doppelzimmer (sprich: 2 Betten in einem Zimmer), die Zimmer sind trotzdem nur so groß wie die bei uns im Wohnheim, das Bad wird von ca. 10 Leuten geteilt, eine richtige Küche gibt es nicht...
Und dafür bezahlt man 300 Euro im Monat! Cose di pazzi - selbst für florentiner Verhältnisse!
In dem Gebäude ist auch meine Mensa, die ist richtig gut - doch vom Essen werde ich ein andermal noch auführlich berichten - mmmhhhh....

So, noch schnell und mehr oder weniger kurz notiert:


Starbene - die Panificio-Kette, bei der es amerikanische Pizza gibt und die ihrem Namen nicht allzu viel Ehre macht. Die kleine Bäckerei bei mir um die Ecke ist um Welten deliziöser!


...Slurp - die Gelateria-und-Pasticceria-Kette, bei der sogar die Leckereien aus dem Supermarkt von "mulino bianco" (die Süßwarenmarke von Barilla - es gibt ein ganzes REGAL dafür im Supermarkt) besser und hausgemachter schmecken... Ja, ich mag keine Ketten :-)


La Fortezza di Basso, die große Festung in der Stadt in der Nähe vom Bahnhof. Da fahre ich jeden Morgen mit dem Radl vorbei. Der Platz im Vordergrund trägt den beklemmenden Namen Piazza dei Caduti nei Lager.
Im Hintergrund die Skyline von Florenz mit Kuppel des Doms, dem Campanile, der Kuppel des Baptisteriums und (wenn mich nicht alles täuscht, obwohl er irgendwie an der falschen Stelle steht) ganz klein die Spitze des Glockenturms des Palazzo dei Medici.


Es gibt hier auch Fakultäten in alten Gebäuden - im Bild die Facoltà di Agraria, dort habe ich Sprachkurs.


Hab ich mich nach Ägypten verirrt?


Und zum Schluss die Preisfrage: Wieviel Spuren gibt es auf dieser Einbahnstraße?

Baci aus Florenz
Caro

PS: Meine Antwort auf die Preisfrage: Zwei bis fünf, mit dem Fahrrad würde ich eine sechste aufmachen....

PPS: Damit auch der Tudy glücklich ist: Die komplette Bildergalerie zur Freak-Party gibt es unter Bilda!

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist doch ganz klar wie viele Spuren das sind man nehme ein durchschnittliches italienisches auto hat also ne breite von ~150cm packt auf jeder seite 25 cm abstand dazu ~2m spurbreite also ungefähr so wie der Blaue VW-Bus kommt so auf 6 Spuren. Da allerdings Chaotisch gefahren wird und es auch breitere Autos gibt und die straße nich immer voll befahren wird sind es manchemal auch nur 5. Also schätz ich mal so es sind im Schnitt 5,314159265 spuren

Carolin hat gesagt…

gar nicht so schlecht, deine rechnung! nur eins hast du bei deiner rechnung unter der tisch fallen lassen ;-)
es gibt hier sogenannte motorinos (diese italienischen vespas) und die passen überall - wörtlich überall! - noch zwischen den autos durch ;-)
das heißt man müsste noch mindestens zwei spuren dazurechnen für sie. und die fahrradspur am rechten fahrbahnrand darf natürlich nicht vergessen werden! *zwinker*

Tudy hat gesagt…

hm... da ich ja erst letztens einen Vortrag über fraktale Dimensionen hatte könnte ich jetzt anfangen klugzuscheißen... ich lasse es aber, und berichte stattdessen von den Verhältnissen in Indien (was ziemlich auf das gleiche Ergebnis führt): Auf einer Straße wie dieser gibt es unendlich viele Spuren, sie hat sozusagen überbreite und nur wenige Schilder, die angeben auf welchen Spuren wer fahren soll (um genau zu sein: gar keins!), dazu kommt, dass keinerlei Straßenpolizisten da sind, die evtl. Spursünder rausfischen könnten. Ergo: Alle Fahrzeuge verteilen sich homogen auf der Fahrbahn und das Konzept von Spuren kann man vergessen. Ach ja: Einbahnstraße? Das ich nicht lache ;)
Eine andere Frage wäre wiederum wie viele Fahrzeuge gleichzeitig nebeneinander herfahren können... in Indien würde ich schätzen: 4 -7 je Rikscha/Bus-Koeffizienten :)

Tudy

Anonym hat gesagt…

oi, wie heisst denn der Platz im Vordergrund übersetzt? Sonst kann mich doch nichts beklemmen.Wir hatten damals auch komische Aufteilungen. Mathe war mit Maschinenbauern und sowas in der faculty of engineering(allerdings gabs wohl noch irgendwo anders so nen science-mathe part) und das war dann nochmal in mathe, numerik und statistik aufgeteilt.aber es gab immer spuren auf den straßen. VgnIufZ H

Carolin hat gesagt…

an den anonymen Kommentator:
"cadere" heißt fallen...

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website x-quer.blogspot.com Links tauschen