Montag, 24. September 2007

Halbzeit

Servus an alle,

heute ist der Tag an dem ich in Indien genauso viele Tage hinter mir habe, als auch noch Tage vor mir. die Zeitzählung läuft jetzt also wieder rückwärts, nicht mehr: Wie lange bin ich schon hier?, sondern: Wie lange bin ich noch hier?, (für alle interessierten 10 Wochen sinds). Mit neuer Zeitzählung kommt natürlich auch ein anderes Gefühl für den Aufenthalt an sich, die Eingewöhnungszeit ist definitiv hinüber, es stellt sich so langsam ein heimisch werden ein, man lernt den ein oder anderen Inder besser kennen, man schielt so langsam dem Ende entgegen, erste Heimwehfetzen geistern durchs Hirn, während man am Grübeln ist, ob man noch zwei Wochen anhängen soll, um hier noch mehr zu sehen, oder auf das Inter-IIT-Turnier zu fahren.

Bisherige Bilanz:
Ich bereue nichts :)
(Na gut, bis auf den Kauf von einem Moskitonetz, dessen Installation erbarmungslos gescheitert ist... dafür hat mein Fensterrahmen ein paar Löcher mehr im Holz, was hier aber halt auch einfach jedem total egal ist... Wohnungsabnahme gibt's hier keine.)
Ich hätte am Anfang vielleicht mehr darauf pochen sollen, die Inder in meinen Kursen kennenzulernen, um dort in meinem Department mehr Kontakte zu knüpfen. Ich habe aber letztens hier erfahren, dass die Identifikation (anders als in KL) viel weniger mit dem Fachbereich geschieht, sondern sich hier alle mit ihren Hostels identifizieren. Man sieht das im Sport eigentlich ganz schön: Während in KL eine Mathe-Volleyballmannschaft, eine Informatik-Volleyballmannschaft usw. existiert gibt es hier eben Mannschaften vom Pamba-Hostel, Ganga-Hostel usw... (Das erklärt auch ganz nebenbei, warum es hier keine Mixed-Mannschaften gibt). In der Vorlesung,oder besser gesagt im Unterricht sprechen die Inder eigentlich nicht viel, und verkrümmeln sich danach auch ziemlich direkt, was eine Kontaktaufnahme echt schwer macht, während man im Hostel einfach immer angelabert wird :) Die Leute tragen auch ganz oft T-Shirts mit Namen von ihre Hostel drauf (meist gepaart mit irgendwas anderem: Volleyballteam, Tanz-Kurs, oder Quake-3-Arena-Spieler...).
Vielleicht auch ein bißchen mehr Reisen, aber demnächst wird da einiges aufgeholt, nächste Woche ist nämlich frei und dann reisen wir quer durch Indien und fliegen dann wieder zurück :) das wird super, mach ich übrigens mit den Franzosen, mit denen ich auch die Party geschmissen habe. Zu meiner Entschuldigung, dass ich bisher nicht ganz so viel gesehen habe, wie andere Ausländer hier, ist, dass ich am Wochenende ja auch Volleyballtraining habe. Dieses Wochenende war es wieder ziemlich krass, da am Morgen ein Turnier ist. Wir hatten Freitag, Samstag, und Sonntag um 5 Uhr nachmittags Training, um die Sache jedoch richtig interessant zu machen, gab es auch Samstag und Sonntag morgens um 6:30 Uhr Training... eines meiner längsten Wochenenden überhaupt :)
Vielleicht hätte ich auch die Gelegenheit nutzen solle etwas Hindi zu lernen, aber ich bin so unglaublich Sprachenfaul... außerdem kommt man mit englisch ja auch so gut zurecht :) Dazu kommt, dass hier mehr Tamil gesprochen wird als Hindi. Wäre also ungefähr so als würde man die Gelegenheit nutzen um in Frankreich englisch zu lernen (naja grober Vergleich...). Wenn man erstmal über den indischen Akzent hinweg ist, hat man wesentlich weniger Probleme, inzwischen kann ich auch immer öfter im Volleyballteam mitlachen, wenn mal wieder alle anfangen zu lachen.
Wie man lesen kann dreht sich bei mir irgendwie immer alles um den Volleyball, das liegt einfach daran, dass das meine regelmäßigste Beschäftigung hier ist (an diesem Wochenende, hat der bunte, runde Ball sogar Schlafen und Essen geschlagen ;) ), ich überlege auch schon die ganze Zeit, wie ich dem Team ein möglichst schönes Abschiedsgeschenk machen kann :)
Wie man mir prophezeit hatte, kann ich mit den Vorlesungen hier für mein Studium nicht viel anfangen, Künstliche Intelligenz ist zwar echt super, und würde theoretisch auch passen, aber ich werde diese Vorlesung in KL nochmal hören, da sie dort vierstündig ist und hier nur 1,5 stündig. Die Mathe-Vorlesungen sind unpräzise und teilweise so unbefriedigend, dass ich sie geschmissen habe. Studientechnisch bring mich dieses Auslandssemester also nicht viel weiter, da ich jedoch über die Semesterferien hier bin, verpasse ich dadurch nicht so viel. Doch als Erfahrung ist mir die bisherhige Zeit jetzt schon unendlich viel Wert. Es ist super interessant in einem Land zu leben, in dem einfach alles anders ist, und anders funktioniert wie daheim. Und wenn ich zurückkomme werde ich auch viele Dinge in neuem Licht sehen (einige wahrscheinlich in den ersten Tagen nicht im besten, andere dagegen schon):
Winter,
Kürzere/längere Tage,
Rechtsverkehr
Fahrräder,
Öffentliche Verkehrsmittel,
Städte,
Armut/Reichtum,
Religion,
Franzosen,
Volleyball (natürlich),
Vorlesungen,
eigener Herd,
eigene Toillette/Dusche,
WG-Leben,
usw...

die Liste ist einfach endlos.
Also die ganze Aktion bisherig gut gelungen und auf jeden Fall wert gewesen, jetzt da die Hälfte rum ist, wirds Zeit zu schauen wie ich die nächste Hälfte möglichst schön verbringen kann, um auch die ganzen Gelegenheiten aufzusammeln die sich mir bieten werden :)

ciao,
Michael

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na, schimmert da etwas Heimweh durch? Warum auch nicht! Spricht ja nur dafür, dass man sich zu Hause doch noch am Wohlsten fühlt. Schade, dass die Vorlesungen nicht so viel bringen. Regnet es eigentlich viel? Dann wird das mit dem Reisen ja nicht so toll. Oder? Trotzdem noch viel Spaß und viele weitere Erfahrungen und Eindrücke.

Tudy hat gesagt…

hm... Regen ist momentan nicht so viel hier... November/Dezember soll der Monsun kommen, erzählt man sich auf der Straße.