habe mich ja nun schon etwas länger nicht mehr gemeldet wird also mal wieder Zeit das ich mich hier zu Wort melde, und diesmal mit einem ganz besonderem Thema: Was mir in Indien NICHT gefällt.
Man sagt ja, dass, wenn sich die Lebensumstände drastisch ändern, das eine Zeit lang richtig Spaß macht, bis nach ungefähr 2 Wochen. Dann sieht man die negativen Seiten und braucht dann wiederum ne Zeit bis man wieder die positiven Seiten sehen kann und so weiter, bis sich das einpendelt, wie bei einer gedämpften Schwingung.
Nun 2 Wochen sind rum und ich war am Wochenende auch auf dem (bisherigen) Höhepunkt vom Von-Indien-angenervt-sein. Genauso wie 5 andere Deutsche mit denen ich nach Mahablipûram gefahren bin. Es hat sich herausgestellt, dass dies das Beste war, was wir in der Situation machen konnten. Denn Mahablipûram ist ein ziemlich touristischer Ort und die Inder die dort leben/arbeiten sind zum großem Teil, dass was man in Deutschland 'Aussteiger' nennen würde und das im konservativem Tamil Nadu. Kurz: Das ist ein Kifferstädtchen.
Nun zumindest gab es dort an jeder Ecke Bier, oder zumindest, dass was hier als Bier verkauft wird 'King Fisher'. Was man vergleichen kann mit 'Fisher Prize', macht ne Zeitlang Spaß, dann aber gar nicht mehr. Was haben wir also die ganze Zeit in Mahablipûram gemacht? Wir haben gegessen und getrunken, und geschlafen. Und das unter inigermaßen normalen Umständen. Alleine schon wegen einer weichen Matratze und himmlischer Nachtruhe lohnt sich die Fahrt. Wir haben jedoch auch getrunken, und da muss ich ja eine kleine Story loswerden die ein bißchen 'unheimlich' war:
Am späterem Abend haben wir beschlossen in eine Cocktail-Bar zu gehen, welche die andern Deutschen schon von einem früherem Besuch kannten. Dort war auch fast niemand da, nur ein Haufen Kiffer-Freunde die dort gemütlich abgegammelt haben. Wir haben uns also ein Plätzchen gesucht, es hat sich dann herausgestellt, dass einer der Kiffer-Freunde für heute Abend der Kellner war. Wir haben also bestellt und er hat es irgendwann mal gebracht und eins der Gläser direkt mal umgeschmissen, weil er es nicht mehr so richtig auf die Reihe gekriegt hat. Kann ja passieren. Der Chef, welcher sich aus der Menge der Kiffer-Freunde plötzliche herausschälte, war davon irgendwie nicht so erbaut. Da hat also BobMarley (der Kiffer-Kellner hatte ein dementsprechendes T-Shirt an) etwas Ärger vom herumhumpelten (Knieprobleme...) Kiffer-Chef bekommen. Schließlich haben wir unsere Getränke im vertrikalem Zustand doch noch gekriegt. Wir haben dann einen gemütlichen Abend verbracht (an dem wir uns die Musik selbst aussuchten durfen), bis dann plötzlich BobMarley alle Lichter und die Musik ausgemacht hat und zu uns gemeint hat wir müssten jetzt alle ganz ruhig sein...
Äh... Moment. Was geht denn jetzt ab? Da Bob es mit ziemlicher Dringlichkeit gesagt hat haben wir es nicht mal gewagt zu flüstern. Es fiel auf, dass Knie-Kiffer-Chef nicht da ist. so saßen wir dann ohne Ahnung, mit mulmigen Gefühl im Dunkeln und Stillem da rum und haben so einige Minuten gewartet. Irgendwann hat Bob dann die Lichter wieder angemacht und gemeint wir können nun weiter feiern.
Das fanden wir als Erklärung jedoch etwas dürftig.
Wir haben also nachgefragt, was da gerade passiert ist und es hat sich herausgestellt, dass der Chef des Ladens gerade von der Polizei verhaftet wurde. WTF !?
Naja, Bob hat das ganz locker gesehen wir haben uns weiter erkundigt und es hat sich herausgestellt, dass das hier wohl regelmäßig passiert und das man sich keine Sorgen machen muss, solange man 1000 Rupien dabei hat, kann man die Polizei schmieren und kommt nach 5 Minuten wieder raus... ok. So ein bißchen hat es die Party-Laune jedoch dann doch vertrieben.
Unser momentan ohnehin schon sehr negatives Bild von Indien hatte also neue Nahrung gefunde, was also anstellen mit dem nächsten Tag? Erstmal nett frühstücken. Dann ins Idle Beach Ressort. Das ist ein Touristenschuppen außerhalb Mahablipûrams und ist für Europäer/Reiche Inder gebaut worden. Hier gibt es einen sauberen Strand (!) einen Pool, saubere Toilletten (Yeah, yeah, yeah!) und eine nette saubere Umgebung. Man kann hier also so richtig die Zeit totschlagen. Hier ein paar Eindrücke:
Das war für die angespannte Seele natürlich ein Segen. Abends dann wieder schön einen tinken gegangen und wieder ruhig geschlafen bis... sehr lange. Am nächsten Tag haben wir uns dann wieder ins typisch indische Leben gestürzt und sind mit dem Bus zurück an die Uni. Den Sonntag Abend habe ich dann abgerundet, indem ich mit Nitin ins Pizza Hut gefahren bin, dort hab ich dann einfach ewig viel 'normales' Essen bestellt und mich mal so richtig rundgefressen. Das war dann das I-Tüpfelchen auf dem Entspannungswochenende. Kommen wir nun also mal ganz konkret zu den Sachen, die ich nicht mag an Indien (muss man sich ja jetzt hier mal Luft machen), meine top sieben Tatsachen auf die ich in Indien verzichten könnte:
1. Schmutzige Toilleten: Ok hier leben zwischen 300 und 400 Inder auf 6 Stockwerken in einem Haus, und auf jedem Stockwerk gibt es vier Räume mit Toilletten und Duschen. Damit kann ich gut Leben, was ich jedoch ganz und gar nicht mag ist der Zustand dieser Toilletten. Also an die Urinale sollte man besser nur mit Schnupfen herantreten. In den Ecken der Toilletenräumchen häuft sich, Schlamm, Staub, und Zigarettenkippen. Die gekachelten Wände sind einfach nur eklig und barfuß läuft man hier besser auch nicht. Die komischen Löcher, welche die Inder immer benutzen habe ich mich bisher noch nie getraut auch nur anzugucken. Und wenn es dunkel wird dann sind die Waschbecken und der Spiegel natürlich voll mit einer Motten-/Käfer-/Fliegen-Sammlung, und ständig kacken Affen auf die Fensterbretter. Ich bin aus der WG ja einiges gewohnt, aber das hier ist einfach ne andere Liga. Ich weiß auch nicht wie oft die Dinger hier gesäubert werden, aber ich h in den 2 Wochen dort drin erst einmal einen putzen sehen.
2. Waschmaschinen: Abgesehen davon, dass ich von der Architektur der Maschinen hier sowieso nicht überzeugt bin (vertikale Drehachse statt horizontal) gibt es da noch weitere Mängel. Zuerst mal die Tatsache, dass es hier im Wohnheim eigentlich 6 Waschmaschinen geben sollte (auf jedem Stockwerk eine) ist ja ok. Nicht ok ist jedoch, dass dies nur zu zwei drittel umgesetzt wird, sprich die ersten vier Stockwerke haben eine, Fünfter und Sechster nicht (ich wohne natürlich im sechsten). Damit könnte ich aber auch noch leben, wenn nicht eine Waschmschine plötzlich verschwunden wäre, und zwei weitere den Geist aufgegeben haben. Damit haben wir de facto eine Waschmaschine für 300-400 Leute. Yeah. Das erklärt auch warum ich morgens um 5:30 Wäsche gewaschen habe.
3. Langsames Internet: Was soll ich dazu schreiben? Das dauert zu lange!
4. Ständiges Warten: Ich bin ja ein geduldiger Mensch, sehr geduldig. Aber irgendwo härt's auch bei mir auf. Wenn man morgens frühstücken will und der Inder eine Stunde braucht, um nen Pfannenkuchen zu machen ist das schon hart. Auch erstaunliche Leistung: Wir geben die Bestellung auf, der Inder merkt sich das irgendwie alles und wackelt ab. Es dauert ungefähr 30 Minuten dann kommt ein anderer Inder mit einem Block und nimmt die Bestellung nochmal auf. Warum? Der erste war praktisch nur dafür da abzuchecken, ob wir überhaupt was wollen, darauf, dass wir wirklich etwas bestellen, war er nicht vorbereitet. Also hat er 30 Minuten gebraucht seinen Kumpel der ungefähr 20 Meter weiter weg stand zu uns zu schicken, da der ja einen Block hat, auf den er schreiben kann, was wir wollen. Das Essen hat dann übrigens weitere 45 Minuten gedauert. Zu spät kommende Professoren, plötzlich aussteigende und weggehende Taxifahrer, abwesende Bedienungen, Köche mit Schlafkrankheit...
5. Permanente Lärmbeschallung: Nehmen wir die Hotelzimmer in Mahabalipûram um 3 Uhr nachts raus, gibt es hier einfach immer und überall etwas zu hören. Es ist immer ein gewisser Lärmpegel vorhanden, natürlicher mit verschiedenen Geräuschen und Intensitäten, je nachdem, ob man sich gerade mit einer Rikscha durch die Stadt bewegt, oder um 4 Uhr nachts versucht zu schlafen.
6. Kopfwackeln: Die Inder wackeln ja ständig mit dem Kopf, das heißt praktisch sowas wie: ''Ich verstehe was du sagst''. Könnte rein theoretisch also ein positives Ding sein. Es kann aber auch bedeuten: ''Ich verstehe was du sagst, bin aber komplett anderer Meinung'', ''Ich verstehe was du sagst, es ist mir aber ziemlich egal.'', ''Ich verstehe was du sagst, mache jetzt aber trotzdem einfach was ganz anderes.'', ''Ich versteh was du sagst, ich hab aber den Sinn dahinter schlicht und ergreifend gar nicht begriffen.'' Wackel, wackel... Versteht ihr was ich sage?
7. Leises Sprechen: Inder reden leise. Sehr leise, ich habe ja schon angemerkt, dass man hier permanent beschallt wird, durch Hupen, Ventilatoren oder einfach nur irgendwelchen Krach. Die scheinen hier aber alle Lippenlesen zu können. Besonders deutlich wird, dass natürlich in der Vorlesung.
Nun das waren sie meine top sieben Dinge, die ich nicht mag.
Man darf das nun jetzt nicht allzu negativ auffassen, mir geht's hier unten immer noch sehr gut, aber manchmal könnte man grade mal ausrasten. Außerdem werdet ihr noch so viel Dinge lesen, was mir hier alles gefällt und wie toll alles ist, da muss man einfach mal etwas mehr Realismus reinbringen :)
Was habe ich über das Wochenende gelernt:
1) Irgendwo hört's auch auf.
4 Kommentare:
Tudy,
ich nehm alles wieder zurück!
Wenn Du zurückkommst, solltest Du Journalist werden:-)
Hat mich heute morgen erheitert... Besonders die Worte... Du könntest manchmal echt ausrasten *gg*
Action! :-)
Liebe Grüße vom Lernmuffel
Hi Michi,
na endlich wieder zurück, wir hatten dich und deine berichte schon richtig vermißt.
dass du auch einige sachen findest in indien die dir nicht gefallen war ja klar. ich denke es hält sich noch in grenzen. bisher hast du immer eigentlich recht positiv geklungen. so langsam kommst du jetzt in die phase wo man wieder das "normale" bzw. gewohnte haben möchte.
Hallo Michi,
durchhalten !!
Du schaffst Indien auch noch.
Bedenk immer in welchem Land du dich befindest. Ein aufsteigendes Entwicklungsland! Mit allen vor und Nachteilen.
Mach´s gut!
Hey Tudy,
zum Thema "Warten" eine kleine Geschichte: Ein Freund erzählte mir mal von seinem Versuch mit dem Zug durch Indien zu reisen. Er erkundigte sich nach den Fahrtzeiten (2 mal täglich) und ging zum Bahnhof. Nach relativ langem Warten, fragte er vorsichtig nach: "Wann kommtn jetzt endlich der Zug?" Antwort: "Gleich, der hat ein wenig Verspätung." Stunden (!!!) verstrichen, ohne das geringste Anzeichen eines Zuges oder Verärgerung auf den Gesichtern der wartenden Inder. Erneutes Fragen: "Jaja, es gab wohl einen Defekt und er verspätet sich etwas. Er kommt aber ganz bestimmt!" Es war nun Abend und er wartete seit Mittag. Viele geschäftige Inder fingen an Essensstände etc. aufzustellen und so aß und schlief man auch schliesslich am Bahnhof (kollektiv), bis man dann schließlich vom wilden Hupen des Zuges am nächsten Morgen geweckt wurde. ^^
Nimm es als Gelegenheit sämtliche Arten von Geduld zu perfektionieren!
Namaste
Philipp
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