Mittwoch, 1. August 2007

Sevus,

heute habe ich mich darum bemüht endlich mal meine Roll-Number zu erhalten, sprich mich einzuschreiben. Das hat auch schon fast geklappt, morgen wird es denke ich fertig. Während dieser Unternehmung hab ich kurz Bekanntschaft mit einem weiterem Deutschen aus der Nähe von Frankfurt gemacht, wir hatten jedoch (da beide in Eile) keine Gelgenheit Nummern auszutauschen oder Raumnummern (er wusste seine nicht, und bisher hat er sich nicht bei mir blicken lassen). Dann hatte ich noch ein kurzes Gespräch mit einer Italienerin namens Paula die hier in irgendeiner administrativen Art und Weise irgendwas macht, und schon seit einem Monat da ist. Ich habe mich mit ihr über den Verkehr in Indien unterhalten, und sie als Italienerin hat gemeint sie würde sich hier nie mit einem Auto auf die Straße trauen. Ich denke, dass ist eine wirklich gute Aussage darüber wie wild die hier fahren. Ich möchte dennoch ein bißchen weiter ins Detail gehen: Der Verkehr hat (wie ich ja schonmal erwähnte) nur eine grobe Einteilung in Spuren (diese Spur und die Gegenspur) innerhalb einer Richtung geht es dann kreuz und quer. Dies führt dazu, dass alle ungefähr gleich schnell vorankommen. Man kann jedoch ein interessantes Phänomen beobachten. Alle paar hundert Meter kommt ja dann doch mal ne Ampel an die sich die Inder dann auch mal ausnahmsweise halten. Während der Verkehr jedoch fließt sind Autos und Motorräder einen tick schneller wie der Rest, danach kommen Busse, die dreirädigen Taxis und danach die Fahrräder (und dann noch von Tieren gezogende Karren, die aber relativ selten sind). Wenn man die Motorräder jetzt aber mal rausnimmt, sind die Gefährte mit ihrer Größe ziemlich antiproportional zu ihrer Geschwindigkeit, was bedeutet, dass sich an einer roten Ampel alle langsamen Gefährte, also die Fahrräder und die dreirädigen Taxis nach vorne durchmogeln. Das heißt bevor die Ampel grün wird, fahren alle wieder in umgekehrter Staffelung los, um sich dann wild zu vermischen ungefähr nach Geschwindigkeit zu sortieren, um sich kurz danach an der nächsten Ampel wieder zurückzusortieren. Das ist ziemlich witzig.

Sonst hatte ich heute keinen spektakulären Tag gehabt. Wir sind heute Abend wieder mal als kleines Europäer-Grüppchen essen gegangen, dabei haben wir zwei Niederländer kennengelernt, der eine ist schon nen knappen Monat hier, der andere seit gestern nacht. Damit ergibt sich folgende Strichliste:

Franzosen: 11
Schweizer: 1
Kanadier: 1
Deutsche: 1,5
Inder: überabzählbar endlich viele.
Inderinnen: 2
Niederländer: 2

Die Franzosen sind also noch weit vorne im Rennen, ich habe aber von theoretisch 9 Deutschen erfahren die ich noch nicht kenne. Damit könnte ich ausgleichen :)
Naja wir haben auch darüber geredet, ob es denn eine gute Idee ist, sich abends so europäisch untereinander zu treffen. Eigentlich wollen wir ja hier in Indien Inder kennenlernen und so. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es in Ordnung ist, auf Grund des Studiums (jeder von uns studiert irgendwie was anderes) und der Umgebung kommt man zwangsläufig mit den Indern in Kontakt, wir sehen es also nicht so kritisch. Wir haben sogar kurz darüber nachgedacht eine internationale Cricket-Mannschaft zu stellen. Unsere Vermutung ist, dass hier zwischen den einzelnen Hostels eine Art Wettkampf in den verschiedenen Sportarten stattfindet, es wäre sicherlich lustig, wenn wir als Outsider daran teilnehmen könnten. Ich werde die Idee mal weiterverfolgen und mich schlau machen. (Meine Mutter hatte ja schon gesagt: 'Wenn sich drei Deutsche treffen gründen sie einen Verein. Knapp daneben. Wenn sich ein paar weißhäutige in Indien treffen, gründen sie eben eine Cricket-Mannschaft.)

Den Abend haben wir dann noch im Kaffee-Haus verbracht und dort noch recht lange miteinander gequatscht, wir haben/hatten alle die gleichen Probleme nachdem wir hier angekommen sind, und so gab es einen regen Austausch: 'Wo kann ich dies und jenes beantragen', 'Was brauch ich denn nun noch?', 'Hat das bei euch geklappt?' usw.

Danach hatte es tierisch geregnet und wir mussten vom Kaffee-Haus noch ein ganzes Stück zum Hostel fahren, was also darin geendet hatte, dass ich klitschnass daheim angekommen bin. Aber das macht gar nix, hier ist es ja trotzdem so warm, dass alles recht schnell trocknet.

Bilder habe ich hetue leider gar keine für euch, ich hatte die ganze Zeit die Kamera vergessen, und dann gingen auch noch die Akkus leer... Die drei Bilder die ich von einem Reh geschossen hatte sind nicht besonders gut geworden. Da bekomm ich noch ein besseres hin.

Ach ja, dann habe ich mir heute noch eine Matratze geleistet für den Wucher-Preis von 34 €. Europäisches Design, ich werde die nächsten Wochen also göttlich schlafen können, ach wird das schön. Das andere Ding hatte sich nämllich innerhalb dieser ersten sechs Tage auf 66 % seiner Gesamtdicke reduziert, was irgendwie verdammt unbequem ist. Ich vermute mal, wenn ich da noch weitere 2 Wochen drauf schlafen würde, dann würde es ungefähr so viel taugen wie ne Isomatte.

Was habe ich heute gelernt?

1) Franzosen versuchen durch Infiltration langsam aber sicher den kompletten Kampus an sich zu reißen, ich werde eine verborgene deutsche Guerilla-Truppe organisieren (unterstützt durch ein paar Niderländer), um dem entgegenzuwirken.
2) Vereine in Deutschland = Cricket-Team in Indien.
3) Man kann in Indien sogar frieren! (wenn man z.B. durch strömenden Regen nachts um 11:30 Uhr mit dem Fahrrad nach Hause fährt.)


ciao,
Michael

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