Freitag, 27. Juli 2007

Jetzt hab ich Internet. Hohoho...

Hallo ihr fernen Menschen,
ich hab es geschafft. Nach mehreren Stunden halbenglischer Konversation, Betrügereien und über 100 € Schmiergeld habe ich nun Internet. Naja vielleicht etwas übertrieben, aber die Internetodyssee war schon keine einfache. Heute morgen bin ich ja noch in die Bibliothek gegangen und habe dort einen netten Inder gefragt, ob er sich für mich einloggen könnte. Derjenige musste sich dann erstmal an die Autoritäten des Hauses wenden und das klarmachen... hat es dann aber ausnahmsweise getan. Mit der Ankundigung (von Seiten der Autoritäten des Hauses), dass ich ab nun einen Student-account brauche. Ich bin den restlichen morgen mit dem Fahrrad über den Kampus gefahren und habe mich mal grob orientiert mit dem Ergebnis: Der Kampus ist wirklich verdammt groß... und die Plätze die man über Straßen erreichen kann, machen nur einen Bruchteil aus, es liegt hier noch ein ganzer Haufen Wald/Dschungel drumrum. Ich habe dann auch Prof. Sundar aufgesucht und ihm mein Dilemma mit dem Studentenaccount erklärt, woraufhin er mich auf Montag vertröstete. Da soll ich dann meine Studenten-ID bekommen mit welcher ich dann meinen Internetzugang bekomme. Bis Montag warten? Das sind... *rechne* mindestens drei Tage ohne Internet! Unmöglich. Naja einigermaßen geknickt bin ich dann wieder raus und hab erstmal geschlafen. Ich hab das Mittagesssen komplett verpennt. Ich habe mir dann nachmittags ein Stück Schokokuchen gekauft, denn ich weiß jetzt wo ich hier Süßigkeiten kaufen kann (Preis: Umgerechnet 17 euro-cent.). Auf dem Weg nach Hause habe ich dann einen der vier himmlisch gesandten Internet-Engel angetroffen, personifiziert in:
Einem Franzosen.
Naja, ein Franzose... nun vielleicht soll dieser Zufall mich läutern endlich mal etwas positiver über dieses Völkchen zu denken. Sie können ja nix für ihre komische Metrik (kleiner Mathematiker-Insider). Ich erkannte ihn natürlich sofort an der hellen Hautfarbe und er grüßte mich auch sofort, woraufhin ich ihn in ein Gespräch verwickelte. Es stellte sich heraus, dass er mit 3 Kumpels von seiner Uni hier in Madras schon eine längere Zeit unterwegs ist. Ich war ziemlich froh endlich mal mit jemandem sprechen zu können, den ich auf Anhieb verstehe. Denn der indische Akzent ist ne harte Nuss, die ich noch nicht ganz geknackt habe.
Und siehe da! Kaum ist das Kommunikationsproblem nicht mehr vorhanden lösen sich auch viele andere Probleme. Er hat mir angeboten, dass ich mich auf seinem Account einloggen kann, und damit auch Daheim in meiner (inzwischen gedanklich liebevoll genannten) Kerker-Wohnung Internetzugang habe.


YEAH!


Ich sollte ihn nur zwischen 6 und 7 Uhr aufsuchen. Kein Problem, ich tat es er gab mir seine Zugangsdaten ich tippte sie ein, und es funktionierte gar nicht.
Toll. Ich also wieder zu ihm, es geht nicht, er weiß auch nichts, aber sein Kumpel Stephane kennt sich mit PC-Krams besser aus. wir haben uns dann zum Abendessen nochmal getroffen. Woraufhin sich ein weiteres Problemchen in Luft auflöste:
Essen mit der Hand. Er fragte mich, wo ich denn essen würde, ich sagte im Himalaya (die Super-Mensa) , er lächelte und meinte, dass würden sie seit zwei Wochen nach ihrer Ankunft nicht mehr machen. Wir gingen also zu einem anderem Ort auch auf dem Kampus, dort gab es Nudeln mit einer Hähnchensoße. Sehr lecker, war jedoch ziemlich offensichtlich Fast-Food aus der Tüte. Man kann eben nicht alles haben. Ich werde in Zukunft einfach immer wieder mal dort und dort hingehen, außerdem haben mir die Franzosen nach drei, vier andere Plätze genannt. Mit vollem Bauch konnte ich dann endlich wieder an mein Internetproblem denken und erkundigte mich bei Stephane, ob er denn Zeit hätte mir dabei zu helfen. Er sagte er wollte erst noch rausgehen und die Lichter fotografieren. Stimmt! Die hatte ich im ganzem Internet-Stress komplett vergessen, ich wollte euch diese Schönheit ja nicht vorenthalten, also hier ein paar der gelungenen Bilder (ich experimentiere mit der neuen Kamera noch etwas):










































Ja und die haben den halben Kampus so gestaltet ist wirklich sehr schön, vor allem wenn man nachts da drunter durchfährt. Nun nach den schönen Bildern wieder zurück zu meinem Problem des Tages: Internet. Ich hatte in der Zwischenzeit mit den Franzosen gesprochen und herausgefunden, dass ich hier im Wohnheim waschen kann, umsonst, ich brauch nur Waschpulver. Das ist doch schon mal positiv, wie siehts jetzt aus mit Internet? Ach ja und für die Toilletten kann man hier doch tatsächlich Klopapier kaufen. Yeah! Das ist SEHR positiv, aber wie schaut's denn jetzt mit Internet? Stephane kam mit mir in meine Kerker-Wohnung und stellte etwas in meinem Browser rum, was ich bestimmt schon 10 mal genau auch so eingestellt hatte. Natürlich hat es danach funktioniert. Weiß der Geier warum auch immer, aber egal, das Wunder ist geschehen, ich habe Internet und morgen treffen wir uns wieder irgendwann. (Ganz nebenbei hab ich auch erfahren, dass meine Uhr falsch gestellt war, und ich immer eine Stunde zu früh war, dass erklärt so ziemlich JEDES verpasste Treffen in den letzten 24 Stunden und den verdammt frühen Sonnenuntergang... obwohl den Sonnenuntergang eigentlich nicht, wenn ich drüber nachdenke.
OK fassen wir also mal zusammen, was habe ich bisher auf meiner Indienfahrt gelernt?
1. Die Kaába ist ungefähr 6700 Meilen vom Flughafen Madras entfernt. Ziemlich westlich.
2. Verkehrsregeln sind für Luschies. Wartet nur bis ich wieder in Deutschland Auto fahren werde.
3. Kommunikation löst Probleme alleine durch ihre Anwesenheit.
4. Affen sind ungefähr wie Tauben, nur verspielter.
5. Man kann nie oft genug überprüfen, ob die Uhr richtig geht.
6. Essen hier ist saubillig.
7. Internet-Sucht kann einem die ersten Tage eines Auslandsaufenthalt die Laune verderben.
8. Franzosen sind gar nicht so schlechte Menschen, wie man zuerst denkt.
9. Inder auch nicht ;)
10. Die Sonne geht hier aus irgendwelchen Gründen (bestimmt astronomische) irgenddwie verdammt früh unter. Und ja hier ist die Sonne größer wenn sie am Horizont untergeht, bestimmt aus irgendwelchen anderen Gründen (optische).

ciao,
Tudy.

PS: Jeder Kommentar von euch ist ein Gruß an mich aus Deutschland, ich freue mich sehr über alles was ihr schreibt, also haut in die Taste, und haltet mich auf dem Laufendem.

4 Kommentare:

Tilman hat gesagt…

Hey Tutt, sehr coole Sachen, die du erlebst. Will auch nen Affen. Hab inzwischen auch endlich eine vorläufige Bleibe in Georgia und bin gespannt, ob die dort auch mit der Hand Klumpen formen... :)

Viele Grüße aus Minga!
- Tilman

Marina hat gesagt…

Hallo Michi, das ist jetzt der dritte Versuch, ich versteh das alles nicht... Maria Theresia musste sich nie mit so einem Scheiß rumschlagen und hat 16 Kinder und das fast größte Land in Europa regiert...

Marina hat gesagt…

Jeah ich habs geschafft!!! Soll mal einer sagen Kunsthistoriker wären nicht technikbegabt!!!
Also Michi... Fahrradfahren???? Was kommt als nächstes, Englisch Vokabeln lernen und Schwimmen gehen???? Dann wären wir wieder bei deinem persönlichen Lieblings-Hass-Triatlon: Mit dem Fahrrad ins Schwimmbad fahren und Englisch lernen, ich bin begeistert...
Was gibts von mir neues? Ich hab jetzt noch eine Woche, der Countdown läuft... War heute mal kurz in Trier um zu sehen ob noch alles steht und mich um die Details wie Binden und Abgabe zu kümmern. Einerseits hoffe ich, dass alles bald vorbei ist, andererseits würde ich den Text am liebsten noch mindestens einen Monat reifen lassen...
Ich hab beschlossen, ich werd die von dir gesponserte Flasche Wein am Tag meiner letzten Prüfung trinken, damit du indirekt mitfeiern kannst ;)
Liebe Grüße, freue mich auf weitere Nachrichten, befürchte allerdings dass meine Kommentare nicht so spannend sein werden...
Liebe Grüße, Marina

Philipp Monreal hat gesagt…

Hey Tudy,

hört sich ja alles sau spannend an, schön dass du so viel schreibst =) Beneide dich zwar um das Land aber echt nicht darum die Leute zu verstehen. Wie ich halt im Bus vor ein paar Tagen 2 Indern lauschte und die es geschafft haben im Wort "twenty" drei L unterzubringen...

Viele Füße,
Philipp